Wednesday, 20 July 2011

Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen schmeissen

 In der neuen Ausgabe des EF-Magazins schreibt Andreas Lehmann ueber das Verhaeltnis des Westens zu Religionen per se und zum Islam im Speziellen:

 http://www.ef-magazin.de/2011/07/20/3084-auszug-aus-der-print-ausgabe-westen-christentum-und-islam

Der Westen wird von Andreas Lehmann folgendermassen beschrieben:
Das durch vulgär-marxistische Platitüden und Vorurteile bestimmte „Volxwissen“ hat zur Entstehung einer abgehobenen Funktionärskaste und zu einem beispiellosen ökonomischen und monetären Niedergang geführt. Die selbst in rötesten Sowjettagen unvorstellbare Figur des gottgleichen, sich ökologisch kasteienden, geschlechtslosen Menschen erscheint am Horizont.
 So weit wuerde ich persoenlich nicht gehen aber auf Teile des Westens mag das durchaus zutreffen. Nur differenziert Herr Lehmann leider nicht sondern schert den Westen ueber einen Kamm. (Allerdings laesst er es sich nicht nehmen, dem Westen vorzuwerfen, bei der Betrachtung der islamischen Welt nicht genug zu differenzieren.) Ich verstehe seinen Artikel so, dass Folgendes die Mainstreamposition des Westens ist:
Um sie in den Augen der von den eigenen Religionsbeständen selbst fast gänzlich entwurzelten Menschen des Westens vollständig zu diskreditieren, ja zu dämonisieren, scheut man auch nicht davor zurück, diese 1.400 Jahre alte, in abrahamitischer Tradition stehende Religion in die Nähe der ohne die Aufklärung nicht erklärbaren und gottersetzenden Ideologie des Faschismus zu rücken. Manche Kreise gehen so weit, dieser dem Glauben an einen einzigen und absoluten Gott geweihten Weltanschauung ihr Wesen als Religion vollständig abzusprechen. Dieser groteske Mangel an Differenzierung führt natürlich in der Folge nicht nur zu anwachsendem Groll auf islamischer Seite, sondern auch zu grandiosen Fehleinschätzungen westlicher Strategen.
 Der Witz ist doch, dass diese Position von einer Minderheit vertreten wird, die von "Vulgaer-Marxisten" lautstark niedergebruellt wird wo auch immer sie diese Thesen verbreiten will.

 Andreas Lehmann uebersieht das Paradoxe an der Debatte um den Islam. Komischerweise gehen Kritik am "Vulgaer-Marxismus" und Kritik am Islam Hand in Hand. Wogegen die "Vulgaer-Marxisten",  die sich sonst nie davor scheuen, die katholische Kirche als die Wurzel allen Uebels zu verdammen, den Islam in der Regel als "die Religion des Friedens" ueber den Klee loben.

 Gemaess Andreas Lehmanns Logik muessten die roten und gruenen sowie ihr militaerischer Arm, die Antifa, an vorderster Front stehen, wenn es gegen den Islam geht. Dagegen muessten christlich-konservative Kraefte den Islam in den Schutz nehmen, da sich deren Weltanschauungen bis zu einem gewissen Grade gleichen. Paradoxerweise ist genau das Gegenteil der Fall.


Herr Lehmann koennte es besser wissen, wenn er nur seine Augen oeffnen wuerde, er tut es aber nicht.

PS.: Vielleicht noch etwas zu:
Dieser groteske Mangel an Differenzierung führt natürlich in der Folge nicht nur zu anwachsendem Groll auf islamischer Seite, ...
 Dies offenbart wiedereinmal die totale Selbstueberschaetzung des Westens (meine unzulaessige Verallgemeinerung). Als ob es jenseits des Bosporus irgendjemanden interessieren wuerde, was "der Westen" ueber "den Islam" denkt. Abgesehen davon wuerden sich vermutlich so einige Menschen durch den Vergleich mit dem Faschismus durchaus geschmeichelt fuehren, wenn man bedenkt, dass Adolf Hitlers mein Kampf auch heutzutage ein absoluter Bestseller jenseits des Bosporus ist.